Ginkgo

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 01.10.2022

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Synonym(e)

Elefantenbaum; Elefantenohrbaum; Fächerblattbaum; Gingkobaum; Ginkgo biloba; Ginko; japanischer Tempelbaum; Mädchenhaarbaum; Maiden hair tree; Silberaprikose

Definition

Ginkgo biloba L. (Familie: Ginkgoaceae) ist ein 30-40 m hoch wachsender sommergrüner Laubbaum. Er gehört entwicklungsgeschichtlich zu den ältesten Pflanzenarten der Erde und stellt das Bindeglied zwischen Farnen und Nadelhölzern dar. Eine Besonderheit stellen die sehr charakteristischen fächerförmigen, breiten Laubblätter dar. Reife Ginkgo-Samen werden als Nahrungsmittel genutzt. Die Samen enthalten 37,8% Kohlenhydrate, 4,3% Proteine und 1,7% Fett.

s.a. unter Ginkgonis folium

Inhaltsstoffe

Die Extrakte enthalten rund 0,5% bis 1,8% Flavonoide (Flavon- und Flavonolglykoside, acylierte Flavonolglykoside, Biflavonoide, Flavan-3-ole und Proanthocyanidine). Weiterhin finden sich Terpene 0,03% bis 0,25%, das Sesquiterpen Bilobalid sowie Polyprenole und Steroide.

 

Vorkommen

Der ursprünglich in China, Korea und Japan beheimatete Baum wird zunehmend auch in Europa angepflanzt, da er gegen schädliche Umwelteinflüsse sehr resistent zu sein scheint.

Wirkungsspektrum

Die Ginkgoextrakte haben Radikalfängereigenschaften. Weiterhin hemmen sie den plättchenaktivierenden Faktor (PAF) und wirken immunmodulierend.

Verbesserung der Mikrozirkulation, Neuroprotektion, Mitochondrienschutz, Verbesserung des zerebralen Energiestoffwechsels, Schutz vor Ischämiefolgen, Reduktion der Neurotransmitterdefizite, Gedächtnisverbesserung, Erhöhung des Lernvermögens und der Stresstoleranz, Verbesserung vestibulären Schwindels. 

In einigen plazebokontrollierten Studien konnten positive Effekte auf die wenig progrediente Vitiligo nachgewiesen werden (Parsad D et al. 2003; s.a. Vitiligo). Dosierung: 40mg 3x/Tag über 6 Monate). 

Anwendungsgebiet/Verwendung

Zubereitungen aus diesen Extrakten werden zur symptomatischen Behandlung von hirnorganisch bedingten Leistungsstörungen (dementiellen Syndromen) mit den Leitsymptomen Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, depressive Verstimmung, Schwindel, Ohrensausen und Kopfschmerzen im Rahmen eines Therapiekonzeptes eingesetzt. Weiterhin werden sie zur unterstützenden Behandlung von peripheren arteriellen Durchblutungsstörungen, bei Schwindel und Tinnitus verwendet. In einer randomisierten, plazebokontrollierten Studie mit 52 Vitiligo-Patienten wurden 3mal 40 mg Gingivoextrakt verabreicht. 10 Pat. zeigten nach 6 Monaten eine komplette Repigmentierung.

Anwendungsdauer: Bei Hirnleistungsstörungen ist eine Behandlung von mind. 8 Wochen erforderlich. Nach einer Behandlungsdauer von 3 Monaten sollte überprüft werden, ob die Therapie noch weitergeführt wird. Eine Besserung arterieller Durchblutungsstörungen ist frühestens nach 6 Wochen zu erwarten (Verlängerung der Gehstrecke). Bei Durchblutungsstörungen des Innenohres, z.B. Schwindel, Tinnitus, bringt eine Behandlung von mehr als 6 bis 8 Wochen keine Vorteile.

Dosierung

Zur Verwendung kommen nur Extrakte aus den Ginkgoblättern, die nach speziellen Herstellungsverfahren hergestellt werden. Hierbei erfolgt eine Anreicherung der Inhaltsstoffe, die als eigentlich wirksame Inhalte angesehen werden. Substanzen, die Nebenwirkungen auslösen können, werden entfernt.

  • Behandlung hirnorganischer Leistungsstörungen: 120-240 mg/Tag p.o. Trockenextrakt in 2 oder 3 ED.
  • Zur Behandlung arterieller Durchblutungsstörungen oder Durchblutungsstörungen des Innenohrs: 120-160 mg/Tag Trockenextrakt in 2 oder 3 ED.

Unerwünschte Wirkungen

Ginkgobaumextrakt enthält im Fruchtfleisch zahlreiche aromatische Säuren, von denen nur verschiedene Ginkgolsäuren mit ihren C13- bis C19-Seitenketten bis dato als eindeutige Sensibilisatoren beschrieben wurden. Geringe Mengen an Ginkgolsäuren finden sich auch in den Samenkernen. Sensibilisierungspotenz: Stark. Sensibilisierungshäufigkeit: In Mitteleuropa selten, die meisten Fallbeschreibungen stammen aus Japan, auch aus den USA existieren zahlreiche Fallmitteilungen.

Wechselwirkungen

Zeitgleiche Gabe von Antikoagulanzien oder Thrombozytenaggregationshemmern kann deren Wirkung beeinflussen! Nifedipin - Wirkungsverstärkung.  Efavirenz ; ggf. erniedrigte  Plasmakonzentrationen von Efavirenz

Handelsnamen

Gingium®, Tebonin® forte Filmtabletten (ED40mg), Tebonin® konzent® 240 mg, Gingipret Filmtabletten (ED 40mg); Ginkgopur Filmtabletten (ED40mg);  

Literatur
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  1. Basnyat B et al. (2003) High-altitude illness. Lancet 361: 1967-1974
  2. Cieza A et al. (2003) Ginkgo biloba works in healthy persons, too. Older people feel more mentally Fit. MMW Fortschr Med 145: 51
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  4. Parsad D et al. (2003) Effectiveness of Gingko biloba in treated limited slowl spreading vitiligo. Clin Exp Dermatol 28: 285-287
  5. Schaffer DM et al. (2003) Nonvitamin, nonmineral supplement use over a 12-month period by adult members of a large health maintenance organization. J Am Diet Assoc 103: 1500-1505
  6. Ströhle A et al. (2015) Drug and Exercise Treatment of Alzheimer Disease and Mild Cognitive Impairment: A Systematic Review and Meta-Analysis of Effects on Cognition in Randomized Controlled Trials. Am J Geriatr Psychiatry 23:1234-1249.
  7. Sun B et al. (2003) Variation in Ginkgo biloba L. leaf characters across a climatic gradient in China. Proc Natl Acad Sci USA 100: 7141-7146
  8. van Dongen M Ginkgo for elderly people with dementia and age-associated memory impairment: a randomized clinical trial. J Clin Epidemiol 56: 367-376
  9. Zhou Z et al. (2003) The missing link in Ginkgo evolution. Nature 423: 821-822
  10. Wenigmann M. (2017) Phytotherapie Arzneidrogen, Phytopharmaka, Anwendung. Urban & Fischer, S. 112-114

Weiterführende Artikel (2)

Ginkgo folium; Vitiligo (Übersicht);
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