Arsenintoxikation T57.0

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 21.12.2016

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Synonym(e)

Arsenhaut; Fowlersche Lösung

Definition

Krankheiten durch meist langzeitige Aufnahme geringer Arsendosen, seltener akute Vergiftungserscheinungen.

Ätiopathogenese

Komplexe onkogene Wirkung anorganischen Arsens: Hemmung der Desoxyribonuklease, der DNA- und RNA-Polymerase. Zahlreiche weitere Enzyme werden durch Reaktion von Arsen mit Sulfhydrylgruppen blockiert, z.B. Hexokinase, Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase, Ketosäureoxidase.

Manifestation

Insbesondere auftretend bei Patienten, die bereits vor Jahrzehnten wegen einer Psoriasis vulgaris oder Anämie behandelt wurden (z.B. mit Fowlerscher Lösung; Verwendung bis 1966), mit Arsen-haltigen Pflanzenschutzmitteln in Kellereibetrieben in Berührung kamen (Weinbau; Kellereibetriebe, v.a. aus der Region der Mittelmosel und des Kaiserstuhls; bis 1942 waren arsenhaltige Pflanzenschutzmittel zugelassen) oder bei Arbeitern im Kupferbergbau und in der Buntmetallverhüttung. Durch Arsenverbindungen hervorgerufene Schäden werden nach BK 1108 beurteilt und entschädigt.

Klinisches Bild

Bei chronischer Arseneinnahme zeigen sich Arsenkeratosen, Arsenmelanose, Hautatrophien v.a. an Füßen und Unterschenkeln, Vulnerabilität der Haut, multiple superfizielle Basalzellkarzinome am Rumpf, M. Bowen, v.a. an unbelichteten Hautstellen, Meessche Querbänder der Nägel. Stark erhöhte Inzidenz interner Malignome, v.a. von Lunge, Mundschleimhaut und Ösophagus, Urogenitaltrakt, Leber. Auftreten nach einer Latenzzeit von 10-30 Jahren. Häufig Mehrfachneoplasien. Bei akuter Intoxikation dominieren abdominale Krämpfe, Erbrechen, Diarrhoe, Kopfschmerzen, Lähmungen, Kreislaufschwäche.

Diagnose

Subtile Tumorsuche.

Therapie

Akute und chronische Intoxikation: Behandlung mit Dimercaprol (DMPS) (z.B. Dimaval) laut Fachinformation.
  • Akute Vergiftungen: 12-24 Kps. Dimaval in 12 ED p.o.
  • Chronische Vergiftungen: 3-4 Kps. Dimaval in 2-3 ED täglich, bei schweren Vergiftungen ggf. höhere Dosierung.
Symptomatische Therapie der Elektrolytverschiebungen, intensivmedizinische Betreuung. Chronische Arsenschäden: Regelmäßige Überwachung und Sanierung von Hauttumoren sowie Tumoren der inneren Organe. Ansonsten symptomatisch entsprechend der Klinik.

Literatur
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  1. Bauer A (2016) Hautkrebs als Berufserkrankung. Hautarzt 67: 884-890  

  2. Grobe JW (1992) Arsenintoxikationsspätfolgeschäden bei Moselwinzern. Hautnah derm 92: 378–387

  3. Guo HR (2003) The lack of a specific association between arsenic in drinking water and hepatocellular carcinoma. J Hepatol 39: 383-388
  4. Ratnaike RN (2003) Acute and chronic arsenic toxicity. Postgrad Med J 79: 391-396

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