Pruritus diabeticorum L29.8

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 13.09.2021

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Synonym(e)

Diabetischer Juckreiz; diabetischer Pruritus; Juckreiz bei Diabetes mellitus

Definition

Meist an Füßen und Unterschenkeln beginnender,  später auch generalisierter, selten genitoperianaler Juckreiz beim Diabetiker. Persistenz des Juckreizes trotz Einstellung des Diabetes ist möglich.

Vorkommen/Epidemiologie

Chronischer Pruritus tritt bei Diabetikern mit einer Häufigkeit von 3–49 %.  Generalisierter Juckreiz konnte in einer größeren Studie (n=385 Patienten) bei 27.5% diabetischer Patienten (Typ II-Diabetes) nachgewiesen werden (Ko MJ et al.2013).
 

Ätiopathogenese

Ursächlich liegt dem diabetogenen Juckreiz häufig eine Kleinfaserneuropathie zugrunde (s.u. Small Fiber Neuropathie) mit Schädigung der myelinisierten Ad‐ und nicht‐myelinisierten C‐Fasern). In Hautbiopsien von Patienten mit Diabetes wurde eine verminderte Nervenfaserdichte nachgewiesen. Patienten mit einem hoch pathologischen postprandialen Glukosespiegel litten häufiger unter einem generalisierten Pruritus, ein Hinweis auf seine pathogenetische Bedeutung.

Agravierend findet sich häufig eine Xerosis cutis (durch Alter und Hypohidrose bei diabetischer autonomer Neuropathie). Weiterhin kann Juckreiz durch bestimmte Medikamente (Glimepirid, Metformin und Tolbutamid) ausgelöst werden. 

Klinisches Bild

Klinisch imponiert ein generalisierter Pruritus ohne primäre Hautveränderungen. Bei Chronifizierung kann es sekundär zum klinischen Bild einer Prurigo nodularis kommen . Bei Diabetikern mit lokalisiertem Pruritus sollten demgegenüber Hautinfektionen (z. B. intertriginöse Candidose) ausgeschlossen werden . 

Der diabetische Pruritus führte bei 24.5% der Patienten zu Einschlafstörungen, 15.1% litten unter Durchschlafstörungen und and 9.5% benötigten Schlafmittel.

Externe Therapie

Menthol- oder Polidocanol-haltige Externa 1-2mal/Tag können Linderung verschaffen (Menthol-Creme 5%, R200) . Ebenso Polidocanol-haltige Schüttelmixturen oder Emulsionen R200 . In jedem Falle ist ein Versuch mit UVB oder UVA1 angezeigt. Weiter ist ein Versuch mit Glukokortikoid-Salben oder -Emulsionen sinnvoll (R123 R030) .

Interne Therapie

Zusammenarbeit mit dem Internisten und strenge Einstellung des Diabetes.

Literatur
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  1. Asokan N et al. (2017) Cutaneous problems in elderly diabetics: A population-based comparative cross-sectional survey. Indian J Dermatol Venereol Leprol 83:205-211.
  2. Bustan RS det al. (2017) Specific skin signs as a cutaneous marker of diabetes mellitus and the prediabetic state - a systematic review. Dan  Med J 64. pii: A5316.
  3. Ko MJ et al. (2013) Postprandial blood glucose is associated with generalized pruritus in patients with type 2 diabetes. Eur J Dermatol 23:688-693.
  4. Lima AL et al. (2017) Cutaneous Manifestations of Diabetes Mellitus: A Review. Am J Clin Dermatol 18:541-553.

 

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