Babesiose B60.0

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Co-Autor: Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 14.09.2019

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Synonym(e)

Babesiosis; Piroplasmose

Erstbeschreiber

Babes, 1888

Definition

Zoonose, die durch Babesien (in Erythrozyten parasitierende Protozoen) hervorgerufen und durch Zecken übertragen wird. Beim Menschen können malariaähnliche Krankheitsbilder (Fieber, Anämie, Ikterus) ausgelöst werden.

Erreger

Plasmodien-ähnliche Protozoen. Übertragung durch Zecken (Ixodes dammini, Ixodes ricinus) oder kleine Nager.

Babesia divergens: in Europa verbreitet; Übertragung durch Ixodes ricinus.

Babesia microti: Übertragung durch Ixodes dammini, befällt im adulten Stadium das Rotwild, im Larven- und Nymphenstadium die Nager. Übertragung durch Bluttransfusionen beschrieben.

Vorkommen/Epidemiologie

  • Babesiose durch Babesia divergens:
    • Parasitose der Rinder mit großen Verlusten in den Viehbeständen mit weltweiter Verbreitung. V.a. in subtropischen und tropischen Regionen endemisch auftretend.
    • Beim Menschen: Verbreitung in Europa.
    • Übertragung durch Ixodes ricinus.
  • Babesiose durch Babesia microti:
    • Häufiger beim Menschen auftretend als Babesia divergens.
    • Vorwiegend bei Splenektomierten auftretend.
    • Vorwiegend in den USA auftretend (Inseln Nantucket, Martha´s Vineyard, Long Island; Massachusetts; New York und Connecticut).
    • Übertragung durch Ixodes dammini.
    • Reservoir sind Nagetiere.

Manifestation

In Europa vorwiegend bei Splenektomierten auftretend. Männer sind häufiger als Frauen betroffen.

Klinisches Bild

Integument: Geringer Juckreiz an der Zecken-Einstichstelle, braunroter bis schwarzer runder Zeckenkörper. Nicht immer ist ein Zeckenstich erinnerlich. Blasse, entfärbte, anämisch wirkende Schleimhäute (Mundhöhle, Lippen). Häufig, aber nicht immer, tritt ein hämolytischer Ikterus auf. In Einzelfällen Schleimhauthämorrhagien, Petechien, Purpura.

Inkubationszeit: 1-4 Wochen.

Babesia divergens-Infektion: Fieber, Schüttelfrost, Muskel- und Gliederschmerzen, hämolytische Anämie, Hämoglobinurie, Hepatitis und Nephropathie. Spleno- und Hepatomegalie, Dyspnoe (infolge der Anämie und der Hämolyse). Hohe Letalität.

Babesia microti-Infektion: meist latenter oder subklinischer Verlauf. Bei seltenen, schweren Verläufen ähnlich wie Babesia divergens-Infektion verlaufend, selten letal.

Diagnose

  • Dicker Tropfen: Differenzierung zur Malaria schwierig.
  • Blutausstrich: Parasitämie gering, mehrere Ausstriche notwendig.
  • Serologie: indirekter Fluoreszenz-Antikörpertest, nach 2-4 Wochen Antikörperanstieg zu erwarten (geringe Spezifität).
  • PCR: Genom-Nachweis.

Therapie

  • Babesia microti-Infektion:
    • Therapie der Wahl: Clindamycin 3mal/Tag 600 mg p.o. sowie Chinin 3mal/Tag 650 mg p.o. für 7-10 Tage.
    • Alternativ: Atovaquon 2mal/Tag 750 mg sowie Azithromycin 1mal/Tag 250 mg (am ersten Tag 500 mg) p.o. für 7-10 Tage.
  • Babesia divergens-infektion:
    • In schweren Fällen: Austauschtransfusion.

Verlauf/Prognose

  • Babesia divergens-Infektion: Hohe Letalität.
  • Babesia microti-infektion: Häufig subklinischer Verlauf, geringe Letalität.

Prophylaxe

Zeckenschutz und -bekämpfung.

Literatur
Für Zugriff auf PubMed Studien mit nur einem Klick empfehlen wir Kopernio Kopernio

  1. Krause PJ et al. (2008) Persistent and relapsing babesiosis in immunocompromised patients. Clin Infect Dis Feb 46: 370-376
  2. Genchi C (2007). Human babesiosis, an emerging zoonosis. Parasitologia 49: 29-31

Verweisende Artikel (2)

Borrelien; Ixodes ricinus;

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