Donovanosis A58.x0

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 26.12.2021

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Synonym(e)

Granuloma inguinale; Granuloma pudendum chronicum; Granuloma pudendum tropicum; Granuloma venereum; Serpiginous ulcer of the genitalia; Ulcerating granulom of the pudenda

Erstbeschreiber

McLeod, 1882

Definition

In tropischen und subtropischen Gebieten endemisch vorkommende, niedrig kontagiöse, sexuell übertragene, chronische granulomatöse Infektionskrankheit der Genital- und Perigenitalregion.

Erreger

Erreger ist Klebsiella granulomatosis früher als Calymmatobacterium granulomatis oder als Donovania granulomatis bezeichnet, ein umkapseltes gramnegatives Stäbchen (s.u. Klebsiella). Taxonomisch wird der Erreger den Klebsiellen zugeordnet. Er lebt intrazellulär (Leukozyten, Histiozyten; Plasmazellen). Eine Kultur ist zwar möglich (Dottersack), gilt jedoch als schwierig. Übertragung durch Geschlechtsverkehr.

Vorkommen/Epidemiologie

Endemisch in Indien, der Karibik, Brasilien, der Westküste Afrikas, den südpazifischen Inseln. Sporadisch auch in Europa, Nordamerika.

Manifestation

Fast ausschließlich bei sexuell aktiven Männern vom 20.-40. LJ. Frauen als latente Keimträgerinnen.

Lokalisation

V.a. Inguinal-, außerdem Genital- und Analregion.

Klinisches Bild

Nach einer Inkubationszeit von 1–12 Wochen Entstehung nicht schmerzhafter, juckender Pusteln, Papeln oder Knoten. Im weiteren Verlauf zunehmende Konfluenz und geschwüriger Zerfall, Ausbildung weicher, leicht blutender, hypertrophischer Granulationen mit samtartiger, hellroter, später auch gelblich schmierig bedeckter Oberfläche. Kontinuierliche Ausbreitung der schmerzlosen, beetartigen Vegetationen zu den Leisten hin. Bei Nichtbehandlung oft Abszessbildung. Lymphknotenschwellungen (Bubonen) sind untypisch. Selten ist bei langwierigem Verlauf die Entstehung eines Lymphödems von Penis, Skrotum oder Labien durch Verlegung der Lymphwege möglich, insbes. als Folge von Sekundärinfektionen. Bei MSM ist analer Befall möglich.

Diagnose

Erregernachweis aus Gewebsmaterial ( Biopsie, Kürettage). In der Giemsa-Färbung zeigen sich sog. Donovan-Körper (große mononukleäre Zellen mit intrazellulär gelegenen Bakterien). Ausschluss von Ko-Infektionen.

Externe Therapie

Desinfizierende Umschläge mit Chinosol-Lösung (z.B. Chinosol 1:1000) oder R042 , verdünnter Kaliumpermanganat-Lösung (hellrosa) oder Polyvidon-Jod-Lösung. Chirurgische Entfernung vegetierender Beete.

Merke! Kontrolle und ggf. Mitbehandlung des Sexualpartners!

Interne Therapie

Cotrimoxazol (z.B. Cotrimox-Wolff) 4mal/Tag 500 mg p.o. über 2-4 Wochen bis zur vollständigen Abheilung der Läsion. Alternativ: Tetracycline (z.B. Tetracyclin Heyl 500) 4mal /Tag 500 mg p.o. oder Doxycyclin (z.B. Doxycyclin Stada 100) 2mal/Tag 100 mg p.o. Alternativ: Azithromycin (Zithromax) 1mal/Woche 1 g p.o. für mindestens 3 Wochen.

In der Schwangerschaft: Erythromycin (z.B. Erythromycin 500 Heumann) 4mal/Tag 500 mg p.o. oder i.v. für 3 Wochen.

 

Verlauf/Prognose

Nach Jahrzehnten Entwicklung eines spinozellulären Karzinoms möglich. Ohne Behandlung chronischer Verlauf, keine Spontanheilung möglich. Bei rechtzeitiger Antibiotikatherapie narbige Abheilung.

Literatur
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  6. Petzoldt D, Gross G (2001) Diagnostik und Therapie sexuell übertragbarer Krankheiten. Leitlinien der Deutschen STD-Gesellschaft. Springer Berlin Heidelberg
  7. Sehgal VN et al. (1984) A clinical profile of Donovanosis in a non-endemic area. Dermatologica 168: 273–278
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  9. Sexually transmitted diseases treatment guidelines 2002. Centers for Disease Control and Prevention. MMWR Recomm Rep 51(RR-6): 1-78

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