PAPA-Syndrom L70.9 + L88 + M14.8

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 09.12.2023

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Synonym(e)

Familal recurrent arthritis; Familial Recurrent Arthritis; FRA; OMIM: 604416; Papas; PAPAS; PAPA Syndrom; Papa Syndrome; PAPA syndrome; PAPA Syndrome; Pyoderma Gangrenosum and Acne; Pyogenic Arthritis-Pyoderma Gangrenosum-Acne Syndrome; Pyogenic Arthritis, Pyoderma Gangrenosum and Acne; Pyogenic Arthritis, Pyoderma Gangrenosum, and Severe Cystic Acne; Pyogenic Sterile Arthritis; Pyogenic sterile arthritis, pyoderma gangrenosum and acne; Pyogenic Sterile Arthritis, Pyoderma Gangrenosum, and Acne

Erstbeschreiber

Lindor 1997

Definition

PAPA ist ein Akronym, das für "pyogene Arthritis, Pyoderma gangraenosum, schwere Akne conglobata" steht.  PAPA  bezeichnet eine seltene, angeborene Systemerkrankung, die in der Jugend durch eine rezidivierende Arthritis, in der Pubertät durch eine (schwere) Acne vulgaris/conglobata, und später durch ein rezidivierendes Pyoderma gangraenosum gekennzeichnet ist. 

Seltener sind entzündliche Darmerkrankungen (CED) assoziiert.

Die Erkrankung gehört zu dem Formenkreis der hereditären Autoinflammatorischen Syndrome (s.a. unter Immundefekte primäre /autoinflammatorische Erkrankungen)

Vorkommen/Epidemiologie

Weltweit wurden bisher nur 3 Familien mit diesem Syndrom beschrieben.

Ätiopathogenese

Das PAPA-Syndrom wird durch eine heterozygote Mutation im PSTPIP1-Gen (606347) verursacht, das auf Chromosom 15q24 lokalisiert ist. Die Mutation führt zu Defekten in dem "CD2 binding protein1" das auch als  "Prolin-Serin-Threonin Phophatase interacting Protein" bezeichnet wird. Das von dem PSTPIP1-Gen kodierte "CD2 binding protein1" ist Bestandteil einer Entzündungskaskade, die bei anderen Autoimmunerkrankungen, wie z.B. dem mediterranen Mittelmeerfieber und dem Hyper-IgE-Syndrom eine wesentliche Rolle spielt. Mutierte PSTPIP1-Proteine weisen eine erhöhte Bindungsfähigkeit zu Pyrin auf.

Differentialdiagnose

Abzugrenzen ist das Syndrom von:

dem nicht hereditären PASH-Syndrom (Pyoderma gangrenosum, Akne, und suppurative Hidradenitis ) bei dem die sterile pyogene Arthritis fehlt.

dem PAMI-Syndrom (PSTPIP1- associated myeloid-related proteinemia inflammatory syndrome), das (wie das PAPA-Syndrom) ebenfalls durch Mutationen im PSTPIP1-Gen verursacht wird. 

Therapie

Mit gutem Erfolg wurden TNF-alpha Rezeptor Antagonisten eingesetzt. Weiterhin gibt es Mitteilungen über Erfolge bei Einsatz von IL-1-Blocker, Glucocorticoiden und Immunsuppressiva. 

Fallbericht(e)

Lindor et al. (1997) beschrieben eine Familie mit mehreren Generationen, in der eine autosomal-dominante Störung vererbt wurde, die durch pyogene Arthritis, Pyoderma gangrenosum und schwere zystische Akne gekennzeichnet war. Zehn betroffene Familienmitglieder zeigten eine variable Ausprägung einer pauciartikulären, nicht axialen, destruktiven, auf Kortikosteroide reagierenden Arthritis, die in der Kindheit begann, Pyoderma gangrenosum und schwere zystische bzw. nekrotisierende Akne in der Adoleszenz und danach. Bemerkenswert war ein Pathergie-Phänomen. Andere, weniger häufig auftretende Merkmale waren:

  • Insulin-abhängiger Diabetes mellitus (aufgetreten im Erwachsenenalter)
  • Proteinurie
  • Abszessbildung an der Stelle von parenteralen Injektionen und Zytopenien (Isomorphie), die auf Sulfonamid-Medikamente zurückzuführen waren.

In einer Familie in der bei neun Mitgliedern eine juvenile idiopathische Arthritis (604302) diagnostiziert worden war, wiesen Wise et al. (2000) eine Bindung an Chromosom 15q22-q24 nach. In dieser Familie trat die Krankheit sehr früh auf und umfasste episodische Entzündungen, die schließlich zur Zerstörung von Gelenken, Muskeln und Haut führten. Charakteristisch für die Arthritis war, dass sie intermittierend und wandernd auftrat und unbehandelt zu einer Ansammlung von sterilem pyogenem Material im Gelenkraum führte. Sie folgte einem monartikulären Muster (selten war mehr als 1 Gelenk während der Schübe betroffen). In erster Linie waren Ellenbogen, Knie und Knöchel betroffen, gelegentlich aber auch kleinere Gelenke. Der Vater, 2 Brüder (Zwillinge), eine Tante väterlicherseits und 2 Cousins waren ebenfalls betroffen. Der Vater berichtete, dass sich die Gelenksymptome nach der Pubertät deutlich gebessert hätten, jedoch sei dann  eine schwere "Akne-artige" Erkrankung aufgetreten.

Literatur
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  1. Boursier G et al. (2021) Phenotypic Associations of PSTPIP1 Sequence Variants in PSTPIP1-Associated Autoinflammatory Diseases. J Invest Dermatol 141:1141-1147.
  2. Edrees AF et al. (2002) Pyogenic arthritis, pyoderma gangraenosum and acne syndrome (PAPA syndrome) associated with hypogammoglobulinemia and elevated serum tumor necrosis factor-alpha löevels. J Clin Rheumatol 8: 273-275
  3. Jacobs JC et al. (1975) Streaking leukocyte factor,' arthritis, and pyoderma gangrenosum. Pediatrics 56: 570-578.
  4. Lindor NM et al. (1997) A new autosomal dominant disorder of pyogenic sterile arthritis, pyoderma gangrenosum, and acne: PAPA syndrome. Mayo Clin Proc 72: 611-615.
  5. Saito N et al. (2018) Novel PSTPIP1 gene mutation in pyoderma gangrenosum, acne and suppurative hidradenitis syndrome. J Dermatol 45:e213-e214.
  6. Renn CN et al. (2007) Pyogenic Arthritis, Pyoderma gangraenosum und Akne-Syndrom (PAPA-Syndrom). Hautarzt 58: 383-384
  7. Wise CA et al. (2000) Localization of a gene for familial recurrent arthritis. Arthritis Rheum. 43: 2041-2045
  8. Wise CA et al. (2002) Mutations in CD2BP1 disrupt binding to PTP PEST and are responsible for PAPA syndrome, an autoinflammatory disorder. Hum Molec Genet 11: 961-969.
  9. Yeon HB et al. (2000) Pyogenic arthritis, pyoderma gangrenosum, and acne syndrome maps to chromosome 15q. Am J Hum Genet 66: 1443-1448.

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