SLIT

Autor: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

Co-Autor: Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 13.02.2018

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Synonym(e)

Immuntherapie sublinguale; sublinguale Hyposensibilisierung; Sublinguale Immuntherapie

Definition

Fest etabliertes (nicht unumstrittenes) Verfahren der spezifischen Immuntherapie (s. hierzu Leitlinien zur praktischen Durchführung der spezifischen Immuntherapie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie [DGAK]), bei dem Allergene in Tropfen- oder Tablettenform ausschließlich sublingual appliziert werden. Dabei wird die gewünschte Wirkung durch Aufnahme der Allergene durch die Mundschleimhaut erreicht.

Allgemeine Definition

Die Resultate der SLIT reichen nicht an die Ergebnisse der subkutanen Immuntherapie heran. Langzeitstudien bei 60 Kindern zeigten signifikante Verminderung von Asthma und Medikamentenverbrauch auch 5 Jahre nach Beendigung der SLIT. Vergleichende Studien zwischen der sublingualen Immuntherapie und der subkutanen fehlen. Es bleiben Fragen nach der optimalen Allergendosis (effektive Allergenkonzentration zwischen dem 3-5fachen bis 375fachen (!) der Allergenkonzentration bei SCIT), dem Wirkmechanismus sowie der geeigneten Klientel offen.

Wirkungen

Der exakte immunologische Wirkmechanismus ist derzeit nicht bekannt. Ein Abfall des IgE sowie ein Anstieg des IgG1 und IgG4 wie bei SCIT scheint nicht einzutreten. Entscheidend für die Wirksamkeit ist wahrscheinlich der Kontakt des Allergens mit der oralen Mukosa.

Indikation

Entsprechend den Indikationen für eine spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung):

Durchführung

  • Der Allergenextrakt in Tropfenform wird in ansteigender Dosierung verabreicht. Er wird eine definierte Zeit im Mund behalten und anschließend ex ore ausgeworfen. Bei der Gräserallergentablette (z.B. GRAZAX) zerfällt das Lyophilisat unter der Zunge in wenigen Minuten rückstandslos. Dadurch werden lokal sehr hohe Allergenkonzentrationen erreicht- möglicherweise eine wichtige Voraussetzung zur Erzielung einer guten Wirkung.
  • Beschrieben ist ein gut verträgliches Ultra-Rush-Verfahren, bei dem das Allergen über 2 Stunden in 30minütigem Abstand bis zum Erreichen der Erhaltungsdosis gesteigert wird. Diese Dosis wird anschließend als Erhaltungsdosis weitergenommen (z.B. während der gesamten Pollensaison).
  • In einer doppelblinden Dosisfindungsstudie mit einem monomeren Gräserpollenallergoid in Dosierungen von 300,600,1000 und 2000 UA 1mal/Tag über 12 Wochen ergab bei 76,7% der 1000-UA-Gruppe einen relevanten Rückgang der klinischen Symptomatik. >50% der Patienten zeigten nach Therapieende (84 Tage) keine konjunktivale Provokation mehr (Mösges R et al. 2017)   

Unerwünschte Wirkungen

Schwere UAW sind nicht bekannt. Leichte bis mäßige Lokalreaktionen. Sonstige UAW wie Kopfschmerzen oder Rhinorrhoe sind nicht häufiger nachweisbar als bei Placebo.

Kontraindikation

Komplikation(en)

Präparate

Pangramin SLIT, TOL SL, Sublivac B.E.S.T., Staloral 300, Oralvac plus, GRAZAX (Gittertablette aus einem lyophilisierten Pollenextrakt vom Wiesenlieschgras; europaweit zugelassen), Oralair (Festtablette mit 5 Gräserallergenen)

Hinweis(e)

Naturheilkundlich: Planzenextrakte aus Astragalus membranaceus (Allavent) scheinen die Überempfindlichkeit des Immunsystems gegenüber Pollen zu senken.

Hinweis(e)

  • Alternativ kann die sublinguale Immuntherapie mit einer oralen Immuntherapie kombiniert werden. Nach einer definierten Resorptionszeit im Mund wird das Allergen geschluckt.
  • Hausstaubmilbenallergiker scheinen von der SLIT zu profitieren. Retrospektiv konnte eine klinische Besserung für 2-3 Jahre nach Beendigung der SLIT in einer Studie mit 53 Probanden festgehalten werden. Einen Einfluss der SLIT auf die bronchiale Hyperreagibilität bzw. Einsekundenausatemkapazität war nicht festzustellen.
  • In einem gesundheitsökonomischen Vergleich von SIT- Präparaten ergab sich ein potenzieller Vorteil für die SLIT gegenüber der einer invasiven SIT.

Literatur
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  1. Bousquet J et al. (1999) Sublingual-swallow immunotherapy (SLIT) in patients with asthma due to house-dust mites: a double-blind, placebo-controlled study. Allergy 54: 249-260
  2. Canonica GW et al. (2003) Noninjection routes for immunotherapy. J Allergy Clin Immunol 111: 437-448
  3. Dahl R et al. (2006) Efficacy and safety of sublingual immunotherapy with grass allergen tablets for seasonal allergic rhinoconjunctivitis. J Allergy Clin Immunol 118: 434-440
  4. Marogna M et al. (2007) Long-lasting effects of sublingual immunotherapy for house dust mites in allergic rhinitis with bronchial hyperreactivity: A long-term (13-year) retrospective study in real life. Int Arch Allergy Immunol 142: 70-78
  5. Mösges R et al. (2017) Dose-finding study of carbamylated monomeric allergoid tablets in grass-allergic
    rhinoconjunctivitis patients. Immunotherapy 9:1225-1238.
  6. Mortemousque B et al. (2003) House-dust mite sublingual-swallow immunotherapy in perennial conjunctivitis: a double-blind, placebo-controlled study. Clin Exp Allergy 33: 464-469
  7. Nelson HS et al. (2003) Advances in upper airway diseases and allergen immunotherapy. J Allergy Clin Immunol 111 (3 Suppl): S793-798
  8. Silvestri M et al. (2002) Changes in inflammatory and clinical parameters and in bronchial hyperreactivity asthmatic children sensitized to house dust mites following sublingual immunotherapy. J Investig Allergol Clin Immunol 12: 52-59
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Zuletzt aktualisiert am: 13.02.2018