Quincke, Heinrich Irenäus

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles

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Zuletzt aktualisiert am: 23.08.2022

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Biographische Angaben

(¤ 1842, † 1922) Internist.

Heinrich Irenäus Quincke wurde 1842 in Frankfurt/Oder in eine Medizinerfamilie hineingeboren. Er begann bereits mit 16 Jahren mit seinem Medizinstudium, zunächst in Berlin, später in Würzburg und Heidelberg. 1863 promovierte er in Berlin und bestand dort 1864 das medizinische Staatsexamen. Nach einer ausgedehnten Bildungsreise, die ihn nach Wien, Paris und London führte, und einer kurzzeitigen chirurgischen Tätigkeit nahm er mit 26 Jahren die internistische Ausbildung an der Charité in Berlin bei Friedrich Theodor von Frerichs auf, bei dem er sich auch 1870 habilitierte.

1873 mit 30 Jahren wurde er auf den Lehrstuhl für Innere Medizin an die Universität Bern berufen. Privat fällt in diese Zeit die Eheschließung mit der Berliner Unternehmerstochter Berta Wrede. 1878 wurde H.I. Quincke zum Ordinarius für Innere Medizin und Direktor der Medizinischen Klinik der Christian-Albrechts-Universität Kiel berufen. Dort wirkte er 30 Jahre, war viermal Dekan der Medizinischen Fakultät und wurde im Jahr 1900 Rektor der Universität. Ein jahrzehntelanger zermürbender Streit mit dem Kieler Ordinarius für Chirurgie Friedrich von Esmarch um die Priorität eines Klinikneubaus, in dem Quincke letztlich unterlag, überschattete zeitweise die Kieler Zeit. 1908 schrieb Quincke zornerfüllt ein Entlassungsgesuch aus den Universitätsdiensten, da ihm ein versprochener Klinikumbau mehrfach verweigert wurde. Nach seiner Emeritierung siedelte Quincke nach Frankfurt/Main über und arbeitete bis zu seinem Tod am 19. Mai 1922 wissenschaftlich in dem Senckenberg-Institut.

Neben der Inneren Medizin hielt Heinrich Irenäus Quincke in den ersten Jahren in Kiel bis zur Gründung eigener Lehrstühle auch Pädiatrie, Haut- und Geschlechtskrankheiten, Hygiene und Bakteriologie. Die Lumbalpunktion stellte er in einem Vortrag 1891 auf dem 10. Kongress für Innere Medizin vor. Zwischen 1909 und 1922 stand Quincke mehrmals auf der Liste der Nobelpreis-Anwärter. Die Leistung der Lumbalpunktion lag jedoch schon zu lange zurück, um satzungsgemäß noch Berücksichtigung bei der Nobelpreis-Vergabe finden zu können.

Eine weitere Leistung Quinckes war 1896 die Einführung einer Pneumotomie genannten operativen Behandlung von Lungenabszessen und Kavernen nach vorausgegangener iatrogener Verklebung der Pleurablätter, die der Lungenchirurgie wesentliche Impulse verlieh. H.I. Quincke verfasste 1903 mit dem Königsberger Chirurgen Garré einen „Grundriss der Lungenchirurgie“.

Auf dem Gebiet der Inneren Medizin erwarb sich Quincke bleibende Verdienste unter anderem durch die Beschreibungen über die Verschiebung des Kapillarpulses bei Aorteninsuffizienz und der Magenschleimhautatrophie. Er wies 1898 die Resorption von anorganischem Eisen aus dem Magen-Darm-Trakt als Voraussetzung für eine Therapie der Eisenmangelanämie nach.

Zu Quinckes innovativen Beiträgen auf dem Gebiet der Dermatologie gehören die Entdeckung des Tierfavus-Erregers, der heute als Trichophyton quinckeanum bezeichnet wird, und seine Ansicht über die syphilitische Genese von Aortenaneurysmen.

Heute wird der Name Qunicke in erster Linie mit dem angioneurotische Ödem verbunden. Zwar gab es schon vor der Quincke-Publikation im Jahre 1882 kasuistische Mitteilungen über Krankheitsfälle in Italien, Deutschland und Großbritannien, die retrospektiv dem angioneurotischen Ödem zugeordnet werden können. Quinckes Verdienst besteht jedoch darin, die charakteristischen Merkmale eindeutig herausgearbeitet zu haben.

Literatur
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  1. Göring HD (2002) Heinrich Irenäus Quincke: Erfinder der Lumbalpunktion. Dtsch Arztebl 99: A-1173 / B-975 / C-918
  2. Quincke H (1882) Über akutes umschriebenes Hautödem. Monatsh Prakt Dermatol 1: 129-131