Effluvium L65.-

Autoren: Prof. Dr. med. Peter Altmeyer, Prof. Dr. med. Martina Bacharach-Buhles, Dr. med. S. Leah Schröder-Bergmann

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Zuletzt aktualisiert am: 01.07.2022

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Synonym(e)

Defluvium; Haarausfall; Outflowing of the hair

Definition

Nicht sichtbarer, pathologisch verstärkter Ausfall der Kopfhaare, der über die physiologische (telogene) Ausfallsrate von 50-100 Haaren/Tag hinausgeht (s.u. Haarzyklus). Die sichtbare Haarlosigkeit wird als Alopezie bezeichnet und ist von dem dynamischen Vorgang des Effluviums zu unterscheiden.

Einteilung

Unterschieden werden je nach Befund im Trichogramm:

  • Anagenes (-dystrophisches) Effluvium (Anageneffluvium):
    • Anagenabschaltung, vorzeitige (immediate anagen release), bei Perioden körperlicher Belastung, Fieberperioden.
    • Anagenabschaltung, verzögerte (delayed anagen release), bei postpartalem Effluvium.
    • Effluvium bei Alopecia areata
    • Chemotherapie-induziertes Effluvium
    • Strahlentherapie-induziertes Effluvium
    • Toxin-induziertes Effluvium
  • Telogenes Effluvium (Telogeneffluvium):

Ätiopathogenese

Als Auslöser eines Effluviums sind u.a. beschrieben:

  • Jahreszeitlicher Wechsel (Frühling und Herbst)
  • Infekte (plötzlich einsetzender Haarausfall 2-4 Monate nach Infekt)
  • Kopfhauterkrankungen ( Psoriasis capitis, atopisches Ekzem, Tinea amiantacea; Dermatomyositis, SLE, Keratosis pilaris-Syndrom)
  • Systemerkrankungen (schwere konsumierende Systemerkrankungen wie Tumorerkrankungen; Kollagenosen; chronische Eisenmangel-Anämie).
  • Hormone:
  • Medikamente (z.B. Chemotherapeutika; s.u. Alopecia medicamentosa).
  • Toxine (z.B. verschiedene Dauerwellverfahren)
  • Zug oder Druck:
  • Anagen-dystrophisches Effluvium: Bei Intoxikation mit starker Schädigung anagener Haarfollikel kommt es zu einem Übergang in eine dystrophische Anagenphase und konsekutivem Haarausfall innerhalb weniger Tage (Alopezie vom Frühtyp). Im Trichogramm vermehrt sind dystrophische Anagenhaare bei normaler Anzahl von Telogenhaaren. Bei geringfügiger Schädigung der Haarfollikel durch unterschwellige Intoxikationen, Infektionskrankheiten oder post partum kommt es zu einem vorzeitigen Übergang der Anagenphase in die Telogenphase. Der Haarausfall tritt 2-4 Monate (Alopezie vom Spättyp) später auf. Im Trichogramm vermehrt dystrophische Anagenhaare bei normaler Anzahl von Telogenhaaren.
  • Telogenes Effluvium: Geringfügige Schädigung der Haarfollikel durch unterschwellige Intoxikationen, Infektionskrankheiten oder post partum mit vorzeitigem Übergang der Anagenphase in die Telogenphase durch geringfügige Schädigung der Haarfollikel. Haarausfall nach 2-4 Monaten (Alopezie vom Spättyp). Im Trichogramm vermehrt Telogenhaare. S.a.u. Alopezie, s.a.u. Haarzyklus.

 

 

Diagnose

  • Anamnese mit "Haartagebuch"
  • Analyse der Haarausfallrate durch Haarwaschtest (Haarwäsche nach 5 Tagen, dann Schätzung der Haarzahl aus dem Siebblech des Abflusses)
  • Bewertung des klinischen Befundes mit Haarzupftest
  • Trichoskopie
  • Haarwurzelstatus (Trichogramm)
  • Laboranalyse (routinemäßiges Basislabor, BKS, Fe, Ferritin, Schilddrüsenwerte, Bestimmung der Geschlechtshormone).

Differentialdiagnose

Abzutrennen ist ein "Pseudoeffluvium" als Hinweis auf eine somatoforme Störung (s.u. Dysmorphophobie).

Therapie

S.u. den jeweiligen Krankheitsbildern.

Hinweis(e)

Merke! Über ein Haartagebuch lässt sich die tägliche Ausfallrate in etwa objektivieren. Es empfiehlt sich die Ausfallrate 1mal/Woche zu bemessen (am besten unter identischen Bedingungen, z.B. nach einer normalen Haarwäsche mittels Shampoo; dabei ist der Abfluss mit einem Siebblech zu sichern).

Literatur
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  1. Kantor J et al. (2003) Decreased serum ferritin is associated with alopecia in women. J Invest Dermatol 121: 985-988
  2. Springer K et al. (2003) Common hair loss disorders. Am Fam Physician 68: 93-102
  3. Thiedke CC (2003) Alopecia in women. Am Fam Physician 67: 1007-1014
  4. Trueb RM (2010) Systematisches Vorgehen bei Frauen mit Haarausfall. JDDG 8: 284-297
  5. Wolff H et al. (2008) Haarverlust bei Frauen - Diagnostik und Therapie. Hautnah Derm 24: 10-14

Disclaimer

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